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... eigentlich

... sollte es der vielleicht letzte Eisbecher dieses Sommers werden, den man im Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen und im kurzen Hemd auf der Terasse meines Lieblings-Eiskaffees geniessen kann, als ich mich heute Nachmittag dahin aufmachte ...

... aber das gleiche hatten sich wohl einige heute nachmittag gedacht und waren dasselbe Ziel angesteuert, dass auch ich im Sinn hatte. Und trotz meines ostdeutschen gelernten Schlangestehens, konnte ich mich heute einfach nicht dazu durchringen, mich als was weiss ich wievielter hinten anzustellen ...

... also ließ ich das Kaffee links liegen und marschierte über die Strasse, wo auf der anderen Seite die etwas unscheinbare Reklame eine vietnamesischen Spezialitätenrestaurants leuchtete. Schon oft hatte ich sie vom Bus aus gesehn und war auch schon des öfteren daran vorbeispaziert , heute entschloss ich mich hineinzugehen...

... leider gibt es in der näheren Umgebung meiner Arbeitsstätte keine asiatischen Restaurants, sonst würde ich wohl öfters meine grosse Vorliebe für ostasiatische Küche fröhnen

... heute bot sich also nun die Möglichkeit und ich wollte sie nutzen, einen schönen Tag durch ein gutes Essen abzurunden...

... ich betrat das Restaurant, das innen eher spartanisch eingerichtet war und setzte mich an einen kleinen Tisch... Das Restaurant schien eher ein Insider-Tipp für die kleine vietnamesische Aussiedlergemeinde hier in Hamburg zu sein, denn ausser einer grösseren Gruppe Vietnamesen war ich der einzige Europäer in diesem Lokal.

... falls das nicht bekannt ist, asiatische Küche kann ja sehr oft richtig scharf sein, vietnamesische Küche ist es auf jedenfall und das mit einem Zacken schärfer, als man das sonst vielleicht gewohnt ist...

... so verwundert es auch nicht das der kleine Kellner mich gleich zweimal darauf  verwies, doch ja nicht zu viel von der scharfen Sauce zu benutzen, die er mir zu meinem bún bò xào (zartes Rindfilets in Streifen geschnitten und auf frischen Gemüsen und Reisnudeln und Sojasprossen) servierte...

... während des wirklich klasse Essens blieb mir Zeit, die grössere Familie etwas zu beobachten... Wie bei fast allen asiatischen Völkern ißt man hier bei Feiern anders als bei uns. Gegessen und getrunken wird eigentlich die ganze Zeit, man ißt nicht eine bestimmte Mahlzeit, nacheinander werden viele kleine Köstlichkeiten gebracht, von dem jeder einfach mal kostet wenn ihm/ihr danach ist und dann folgt auch schon der nächste Gang. Einiges wie Reis und Nudeln sind immer da und werden auf kleinen Heizgeräten auf dem Tisch warm gehalten. Beim Essen wird die ganze Zeit laut und gestikulierend geredet, niemand scheint hier den Spruch: "Sprich nicht mit vollem Mund." zu kennen :-)

... während die grossen chinesischen Restaurants mit ihren dicken plüschigen Sesseln und den goldenen Löwen-Figuren am Eingang und der sich überall ähnelnden Einrichtung protzen, waren hier nur einige Bilder an der Wand aufgehängt... Aber es waren echte und keine Plagiate. Sie waren mit Buntstiften oder Kreiden gezeichnet und zeigten Frauen bei der Reisernte und bei sonstigen Hausarbeiten, aber immer mit diesem verklärten Blick, der asiatischen Frauen besonders anziehend erscheinen lässt...

... das Essen war grossartig, aber irgendetwas fehlte mir noch und so schaute ich nochmal in die Karte und bestellte mir chuôi chiên ( in Teig ausgebackene Banane mit Honig und gerösteten Sesamkörnchen) ... ein echter Genuss für eine Naschkatze, wie mich ...

... ziemlich zufrieden und gut gesättigt, wollte ich dann langsam wieder aufbrechen und bat um die Rechnung. Hamburg kann schon manchmal ein echt teures Pflaster sein, doch das überraschte mich dann doch ... und zwar im positiven Sinne... Wenn ich essen gehe, schaue ich nicht in die Karte, um nach den Preisen zu schauen, es ist mir egal was es kostet. Natürlich freut man sich umsomehr, wenn man auch für wenig Geld gut essen kann. Zwei grosse Bier und das Essen mit Dessert für 13 Euro ... wow ... ich glaub, ich hab einen neues Lieblingslokal auf meiner Liste    

Silvio 07.09.2003, 20.12

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